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Ernährung bei Hauterkrankungen

Die Haut ist nicht nur Sinnesorgan, sondern übernimmt auch wichtige Funktionen als physikalischer, chemischer und mikrobieller Schutz. Für das besonders stoffwechselaktive Organ ist die Bereitstellung von Nährstoffen durch die richtige Ernährung essenziell um intakt und gesund zu bleiben. 


Wunderwerk Haut: Reminder zu Aufbau und Funktion1

Die äußere Haut setzt sich von außen nach innen aus drei histologisch unterschiedlichen Gewebeschichten zusammen:

  • Epidermis: als äußere Schutzschicht, mit ihren zugehörigen Schichten (Stratum corneum, Stratum granulosum, Stratum spinosum, Stratum basale sowie Basalmembran)
  • Dermis: die aufgrund ihrer Elastizität Schutz vor Risswunden bietet und als Stützgerüst für kapillare Blutgefäße, Nerven und Hautanhangsgebilde dient (bestehend aus Stratum papillare und Stratum reticulare)
  • Subcutis: lockeres Bindegewebe als Unterlage für die darüberliegenden Hautschichten. Es enthält das subkutane Fettgewebe, größere Blutgefäße, Nerven und Mechanorezeptoren.

Zu den Hautadnexen zählen außerdem Talg- und Schweißdrüsen, Krallen und Haare.

Ursachen von Hautveränderungen

Das Ursachenspektrum von Hauterkrankungen bei Hunden und Katzen ist breit. Allergien zählen zu den häufigsten Ursachen von Dermatosen. Auslöser von atopischen Dermatitiden können Umweltallergene, zum Beispiel saisonal auftretende Pollen und Gräser oder auch ganzjährig vorkommende Allergene wie Staubmilben oder Schimmelpilze sein. Auch Futtermittelallergien sind häufig der Grund für Hautveränderungen. Daneben stellt der Befall mit Ektoparasiten, vor allem mit Flöhen, eine sehr häufige Ursache für allergische Hautreaktionen bei sensibilisierten Tieren dar (Flohspeichelallergiedermatitis, FAD).1

Weitere Ursachen für Hautveränderungen können sein:1

  • Infektionen der Haut (bakteriell, mykotisch)
  • Autoimmunerkrankungen (z. B. systemischer und kutaner Lupus Erythematodes, Pemphigus-Komplex)
  • Endokrinologische Erkrankungen (z. B. M. Cushing)
  • Bestimmte Infektionen (z. B. Leishmaniose)
  • Innere Ursachen: Nährstoffmangel oder -ungleichgewicht aufgrund einer eingeschränkten oder übermäßigen Verfügbarkeit im Futter; einer gestörten Aufnahme oder Verarbeitung; induziert durch Arzneimittel
  • Äußere Ursachen: Falsche oder übertriebene Pflege, wie zu häufiges Waschen, häufiges Baden in verunreinigten Gewässern, Kontaktallergien

Symptome

Als unspezifische Leitsymptome vieler Hauterkrankungen gelten Pruritus, Schuppenbildung und Seborrhoe.1

Typische Beschwerden allergisch bedingter Hauterkrankungen sind ausgeprägter Pruritus, Papeln, Exkoriation, Alopezie, Follikulitis und Seborrhoe.1,2

Betroffene Tiere belecken und beknabbern sich oft am Bauch und den Innenflächen der Extremitäten sowie an den Pfoten (Zwischenzehenraum) und kratzen sich im Gesicht.3 Juckreiz, Kratzen und Automutilisation treiben zudem die Entzündung voran und schädigen die Hautbarriere, sodass es leicht zu bakteriellen und auch mykotischen Superinfektionen kommen kann.1 Diese präsentieren sich dann unter dem klinischen Bild der Pyodermie als nässende, teilweise übelriechende, schmierige Ekzeme.1 In Deutschland sind Rassedispositionen für Atopien u.a. für West Highland White Terrier und andere Terrier, Boxer, Dalmatiner, Golden und Labrador Retriever sowie den Deutschen Schäferhund bekannt.4

Oft kommt es bei betroffenen Hunden auch zu allergischen Ohrenentzündungen.5 Klinisch manifestieren sich diese als akute Otitis externa, mit geröteter Pinna und Juckreiz.5 Durch vermehrte Wärme und Feuchtigkeit im Gehörgang als Folge der Entzündung überwuchern schließlich Mikroorganismen, die zur normalen Haut gehören, wie Malassezien und verschiedene Staphylokokken, die Haut des Gehörgangs.5 Unbehandelt können schließlich chronische Ohrenentzündungen resultieren, an denen auch aggressive, teilweise resistente Keime beteiligt sein können.5

Hauterkrankungen bei Hund und Katze: Therapie

Welche therapeutischen Maßnahmen zum Einsatz kommen, hängt in erster Linie von der Ursache der Hauterkrankung ab. Im Fall von Allergien gilt die Vermeidung des Kontakts zum auslösenden Allergen, etwa durch den Ausschluss der entsprechenden Futterbestandteile oder durch eine konsequente Parasitenkontrolle (Repellentien), als wichtigste Maßnahme. Je nach Schweregrad kommen zur Eindämmung der Hautentzündung Medikamente wie Antihistaminika und Kortison zum Einsatz, im Fall von bakteriellen Superinfektionen auch Antibiotika, sowie Antimykotika bei vorhandenen Dermatomykosen. Bei bekanntem Allergen kann zudem eine Desensibilisierung versucht werden.3

Hauterkrankungen und Ernährung

Einen wichtigen therapeutischen Bestandteil bei Hauterkrankungen stellt die Ernährung dar. Im Zusammenhang mit Futtermittelunverträglichkeiten spielen exklusive Proteinquellen eine wesentliche Rolle. Dies sind Eiweißquellen, mit denen der Organismus möglichst noch keinen Kontakt hatte. Zudem gelten verschiedene Nährstoffe wie mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Zink und Vitamine (A, E, B-Vitamine) als besonders bedeutsam für die Hautgesundheit.6

Essenzielle Fettsäuren6

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren gelten als möglicher Einflussfaktor auf Hauterkrankungen. Weder Hunde noch Katzen sind in der Lage Linolsäure selbst zu synthetisieren, sodass eine Zufuhr über die Nahrung essenziell ist. Katzen sind außerdem nur begrenzt in der Lage Arachidonsäure aus Linolsäure zu bilden, sodass sie auf die Zufuhr beider Fettsäuren angewiesen sind. Essenzielle Fettsäuren sind wichtig für den Aufbau von Zellmembranen, zudem stellen sie einen Ausgangsstoff für die Synthese von Prostaglandinen und Leukotrienen dar und haben eine wichtige Funktion zum Erhalt einer gesunden Hautstruktur und -funktion. Linolsäure spielt außerdem eine entscheidende Rolle für eine intakte Hautbarriere.

Untersuchungen konnten zeigen, dass die Gabe hochdosierter Omega-3-Fettsäuren sich für die Behandlung juckender Hauterkrankungen als nützlich erweist. Eine Veränderung des Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren kann sich bei Hauterkrankungen günstig auswirken, weil sie das pro- und antiinflammatorische Gleichgewicht der Eicosanoid-Produktion beeinflussen. Zu den Hauterkrankungen, die von einer Ergänzung essenzieller Fettsäuren profitieren können, zählen zum Beispiel die atopische Dermatitis beim Hund, die Flohspeichelallergie-Dermatitis und das feline Miliarekzem. Vermutlich verfügen Hunde mit Atopie über eine eingeschränkte Fähigkeit Linolsäure in Derivate wie Omega-6-Fettsäure umzuwandeln und profitieren daher von der Supplementierung.

Zink

Für gesunde Haut und glänzendes Fell ist Zink ein bedeutsames Spurenelement. Es beteiligt sich im Entzündungs- und Abwehrsystem und ist ein essenzieller Co-Faktor zur Synthese der Fettsäuren.6 Zwar ist ein absoluter nahrungsbedingter Zinkmangel selten, ein Mangel kann jedoch durch eine unzureichende Aufnahme entstehen (z. B. Malabsorption) oder aufgrund von anderen Nahrungsbestandteilen, welche die Aufnahme von Zink einschränken.6 Eine Studie untersuchte, welchen Einfluss die Ergänzung von Zink und Linolsäure auf die Haut und das Fell von Hunden hat. Dabei zeigte sich, dass sich der Zustand von Haut und Fell substanziell und signifikant verbesserte.7 Eine ausbilanzierte Zinkmenge ist allerdings wichtig, da ein Überschuss an Zink einen Kupfermangel und Fellverfärbungen nach sich ziehen kann.

Vitamine6

Die Vitamine A und E sowie B-Vitamine sind für eine gesunde Hautfunktion bedeutsam. So ist Vitamin A wichtig für die Integrität von Epithelien und einen regulierten Verhornungsprozess. Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss des fettlöslichen Vitamins wirken sich nachteilig auf die Hautgesundheit aus. Katzen weisen die Besonderheit auf, dass sie Beta-Carotin nicht als Vorstufe für Retinol verwenden können – sie benötigen demnach Retinol in ihrer Nahrung.

Vitamin E als natürliches Antioxidans ist zusammen mit Selen wichtig für intakte Zellmembranen.

Auch wenn Futtermittel zu lange oder falsch gelagert werden, kann ihr Vitamin E- Gehalt verringert sein, da die enthaltenen Fette oxidieren können.

Die Vitamine aus der B-Komplexgruppe sind wasserlöslich und werden daher vom Körper rasch wieder ausgeschieden. Daher ist ihre tägliche Aufnahme notwendig. Tiere mit einem Vitamin B-Mangel weisen Hautveränderungen wie trockene, schuppige Haut sowie Haarausfall auf. Aus der Gruppe der B-Vitamine wird vor allem Biotin bei Dermatosen eingesetzt.

Literaturnachweise:

1 Kohn, B. et al.: Praktikum der Hundeklinik. 12. Auflage, Enke 2018

2 Peters, S.: Allergie-Diagnostik – Teil 2: Flohbissallergie und „Futterallergie“. Kleintier konkret. Enke 2012

3 Informationen der Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) München: Umweltallergien. www.med.vetmed.uni-muenchen.de/einrichtungen/dermatologie/krankheiten/krank1/index.html (Abruf: 03/2020)

4 Mayer U.: Atopie beim Hund. Team konkret. Enke, 2011; 7(2): 36-40

5 Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin: Ohrenentzündungen bei Hunden. www.kleintiermedizin.ch/hund/ohrentzuendung/ohrenentzuendung6.htm (Abruf: 03/2020)

6 Watson T. D. G.: Diet and Skin Disease in Dogs and Cats. The Journal of Nutrition, Volume 128, Issue 12, December 1998, Pages 2783S–2789S

7 Marsh K.A., Ruedisueli F.L., Coe S.L., Watson T.G.D.: Effects of zinc and linoleic acid supplementation on the skin and coat quality of dogs receiving a complete and balanced diet. Veterinary Dermatology, July 2008